Die Neuzeit folgt auf das europäische Mittelalter und dauert bis heute an. Die Geschichtswissenschaft ist über den genauen Beginn uneins. Meist nennt sie entweder die osmanische Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 oder die Entdeckung Amerikas 1492, manchmal geben besonders deutsche – Historiker auch Luthers Reformation von 1517 als Anfang des historischen Zeitraums an. Weitere damit verbundene Zäsuren sind die Renaissance, der Humanismus und die Entwicklung des Buchdrucks in Europa mit beweglichen Schriftzeichenstempeln.
Eine wesentliche Rolle spielte die Entdeckung des Seewegs nach Indien und Ostasien. Damit wurden wesentliche Waren- und Finanzströme auf neue Handelswege umgeleitet, der Aufschwung von Lissabon und Antwerpen im 16. Jahrhundert als Welthandelsplätze begründete und die Voraussetzungen geschaffen, dass asiatische Waren (nicht nur Gewürze) den Europäern nun auch auf direktem Wege zugänglich wurden.
Die Ablösung des geozentrischen (Ptolemäus) durch das heliozentrische Weltbild (Nikolaus Kopernikus) und die mit der Erstürmung Konstantinopels durch das Osmanische Reich verbundene Flucht vieler griechischer Gelehrter in den Westen bildeten weitere Markierungspunkte auf unterschiedlichen Ebenen, die den Paradigmenwechsel einer Zeitenwende begründen.
Somit werden der Beginn des überseeischen Kolonialismus (und die beginnende Vorherrschaft Westeuropas) als Übergang zur neuen Zeit angesehen. Gerade die Revolutionierung des geographisch-astronomischen Weltbildes läutete das Ende jenes ideologischen Monopols ein, das die Kirche im Mittelalter innegehabt hatte.
Das Deutungsmonopol ging von der Kirche schrittweise zu den Naturwissenschaften über. Die wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen wiederum (Krise des Feudalsystems) erlaubten den Beginn der Reformation, die ebenfalls die beiden Epochen voneinander abgrenzt.