1. Dies ist kein Geschichtsbuch, aber…

Guten Tag, lieber Leser. Damit sind selbstverständlich die Leser beider Geschlechter begrüßt. Ich verzichte im Folgenden nicht nur in der Geschlechter-Ortografie auf politische Korrektheit – für mich sind alle Menschen gleich. Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, im hektischen Treiben des beginnenden 21. Jahrhunderts sich mit dem Wesen und der Beschaffenheit unseres Gemeinwesens zu befassen. Das ist beileibe nicht selbstverständlich.

Politik-, und Politikerverdrossenheit, eine hyperaktive, zeitweilen irrationale Medienberichterstattung zum Thema Gesellschaft, Gemeinschaft und Staat verstellen uns den Blick auf das Wesentliche. Es wird viel kritisiert, ohne sich überhaupt jemals Gedanken zu den Alternativen oder Urprüngen der kritisierten Objekte zu machen.

Meine These ist: Wir haben viel erreicht in den letzten dreihundert Jahren. Wir leben als freie Bürger, geschützt durch einen umfangreichen Grundrechtskatalog in einer freien Republik. Auch das ist alles andere als selbstverständlich! Auch in unseren Tagen verbringt die Mehrzahl der Menschheit ihr Leben in fortwährenden Unfreiheit – sei es nun ökonomisch oder politisch.

Dass wir so leben können, wie wir es können, ist kein Zufall. Ich möchte im ersten Teil dieses Buches die historischen Grundlagen zitieren, die unsere moderne Gesellschaftsordnung ermöglicht haben. Dabei gehe ich von der griechischen Polis bis zur Moderne die wichtigsten Denker durch und abstrahiere aus der jeweiligen Epoche die wichtigsten Thesen.

Das ist wichtig. Viele meinen, sie könnten die Ursache unseres Denkens ignorieren. Der Meinung bin ich nicht. Ich meine, wir müssen die Vergangenheit reflektieren, aus ihr lernen, um weiteren Fortschritt wahr machen zu können. Wir müssen unseren gegenwärtigen Standpunkt in der Welt fundieren und begründen – dann haben wir auch keine moralischen Schwierigkeiten mehr, unsere Werteordnung in krisenhaften Zeiten gegen Bedrohungen zu verteidigen.

Vieles vom Vergangenen ist zu Recht vergangen. Manche Schubladen der Geschichte sollte man nie wieder öffnen. Dennoch sollten wir als kollektive Erfahrung auch das Negative kurz beleuchten, um aus den Fehlern der Vergangenheit effektiv lernen zu können.

Wir lernen also aus der Geschichte die Vokabeln, mit denen wir Freiheit heute buchstabieren (können).

Bitte nehmen sie sich die Zeit und lesen sie zumindest die am Ende des jeweiligen Kapitels erscheinende Zusammenfassung des Themas durch. Sie werden viel Neues entdecken und Vertrautes in anderem Lichte erkennen. Nur durch die Verknüpfung über lange Zeiträume hinweg zeigen sich Entwicklungslinien, aus denen wir im zweiten Teil des Buches eine Bestandsaufnahme und im dritten eine Handlungsaufforderung generieren werden.

Dank der modernen Technik muss ich das Rad nicht jedes mal komplett neu erfinden und bediene mich der freien Enzyklopedien (das muss Diderots Traum sein!) zumindest im historischen Teil recht ausgiebig. Der Leser mag das verzeihen. Aber ohne diese Hilfestellung käme dieser Text nie zustande.

Viel Spaß mit zweitausend Jahren Staatsgeschichte im Schnelldurchlauf wünscht Ihr Autor mit den Goethewort:

Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben,
Bleib‘ im Dunkeln unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben.

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