Wie der Staat die falschen Firmen rettet

Ein interessanter Artikel in der Stuttgarter Zeitung erregte meine Aufmerksamkeit. Dort wird, relativ kühl und nüchtern, berichtet, wie die Speicher-Chip-Industrie in Dresden abgewickelt wird (http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2122753_0_1390_-chipindustrie-das-stille-sterben-eines-weltkonzerns.html).

Da regt sich doch mein wirtschaftliches Gemüt. Warum „rettet“ der Steuerzahler eigentlich chronisch verlustbringende Auto-Bauer (Opel), chronisch gestrige Versandhändler (Quelle), chronisch kaputtgemanagte Kaufhausketten (Karstadt), chronisch missgeleitete Banken (HRE, LBBW, IKB) und lässt eine der wenigen Zukunftsindustrien im Lande sang und klanglos vor die Hunde gehen?

Hätte man nicht, genau andersrum, die technologieintensive Chipfertigung mitsamt dem notwendigen Know-how schützen müssen? Jeder IT’ler weiß, dass die Speicherindustrie einem extremem Schweinezyklus unterliegt. Und dass sie gerade jetzt eine Talsohle durchlebt.

Aber vielleicht steckt ja etwas ganz anderes hinter dem Untergang von Ex-Siemens-Ex-Infineon-Ex-Qimonda. Mit vielen West-Steuermilliarden wurde in Sachsen das ehrgeizige „Silicon Saxony“ aus dem Boden gestampft. Und jetzt, zehn Jahre später, wo es keine Staatsknete mehr gibt, zieht sich die illustre Runde aus München lieber nach Asien zurück.

Man sollte Siemens alle erhaltenen Subventionen in Sachsen sofort in Rechnung stellen. Denn nie war eine nachhaltige Industriepolitik in Dresden geplant. Der Staat, also wir alle, wurde von den gierigen Managern gnadenlos abgezockt.

Die Dummen sind natürlich in erster Linie die Menschen in Dresden, die ihre nicht mehr subventionierten Arbeitsplätze verlieren. Dumme sind aber auch alle Deutschen, die einmal mehr Schlüsseltechnologien und Spitzenpersonal ohne Not aus der Hand geben.

Wie oft noch muss ein Subventionsprojekt scheitern, und ich sage an dieser Stelle ganz unverblümt die endgültige Pleite von Opel, Quelle und Wadan voraus, bevor die Politik und die Bevölkerung realisieren, dass Wirtschaft immer nur dann nachhaltige Arbeitsplätze schaffen kann, wenn die wirtschaftlichen Grundlagen auf dem (Welt)-Markt gebildet werden.

Wir können noch so viele Steuer-Milliarden in marode Unternehmen stecken. Es hilft niemals und niemandem, außer den Insolvenzverwaltern und den Heuschrecken und Leichenfledderern. Im Gegenteil: Mit dem Tropf aus Berlin verlängern wir die Agonie der Sterbenden und wiegen die im internationalen Vergleich schlecht ausgebildeten und oftmals viel zu teuren Mitarbeiter in der trügerischen Sicherheit eines nicht vorhandenen Erfolges.

Der Staat muss sich dringend auf seine eigentlichen Aufgaben besinnen. Dazu gehört weder Automobilbau noch Versandhandel. Wohl aber Technologie- und Forschungsförderung. Aber leider ist es in Dresden dafür schon zu spät.

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