Wie Bill Gates das Atommüll-Problem beseitigen will

Es hat schon etwas von Andacht, wenn die kalifornische IT-Welt einem ihrer Gurus lauscht. Auf der diesjährigen TED-Konferenz in Long Beach enthüllte einer der Ikonen der Softwaregeschichte und vermutlich der zweitreichste Mann der Welt seine Pläne für die Lösung der Energieprobleme des Planeten. Ganz nebenbei will er eines der drängendsten Probleme der modernen Energiewirtschaft beseitigen: Den Atommüll.

Sollten wir etwa doch warten, bevor wir unsere ausgebrannten Brennelemente tief im Harzer Salz verbuddeln? Vielleicht. Denn in den USA tut man das, was man bei uns tun müsste: Man denkt weiter.

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Es ist nicht irgendwer, der da an dem Konzept des neuen Reaktors arbeitet. Mit Geld kann man vieles tun, auch Gutes – und sich eben auch die besten Wissenschaftler kaufen. So hat Bill Gates laut eigener Aussage mehrere zehn Millionen Dollar in die Firma „TerraPower“ gesteckt – einem Spin-Off der kalifornischen Gedankenschmiede Intellectual Ventures. Diese Firma dient dem (zweit)reichtsten Mann der Welt als Brutstätte für neue Ideen. Neben einem Malaria-Projekt findet sich seit neuestem in dem Think-Tank auch ein neues Buzzword – Kernkraft.

Der Kopf hinter dem Projekt TerraPower heißt John Gilleland

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und ist wahrlich kein Neuling in der Kerntechnologie-Forschung: Er ist Professor für Reaktortechnik an der renommierten Berkeley-Universität in Kalifornien, hat 16 Jahre lang an der Fusionsforschung (u.a. ITER) gearbeitet, dabei auch Verfahren zur Zerlegung von Atombomben erfunden. Und er hat dabei eine alte Entdeckung wiederbelebt.

Er hat den so genannten Laufwellen-Reaktor (dt.: http://de.wikipedia.org/wiki/Laufwellen-Reaktor) konzeptionell verfeinert und erstmals durch Supercomputer berechnen lassen. Zurzeit wird mit der japanischen Firma Toshiba über den Bau einer Versuchsanlage im Megawattbereicht verhandelt. Toshiba ist eines der führenden Unternehmen im Reaktorbau weltweit.

Worum geht es bei dem Konzept? Nun, Gates und Gilleland wollen eine Röhre mit dem in der Natur vorkommenden Uran-Isotop 238 füllen und in dieser eine thermonukleare Spalt-Reaktion auslösen, bei der zunächst Plutonium entsteht, welches dann im Reaktor selbst  wiederum gespalten werden kann. Dies setzt Wärme-Energie frei, welche dann Wasser erhitzen und mit konventioneller Dampftechnik Strom erzeugen kann.

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Das Revolutionäre an dem Konzept ist, dass es möglich sein soll, auch ausgebrannte Brennstäbe aus konventionellen Atomkraftwerken zu verbrennen und so die Menge an strahlendem Material auf einen Bruchteil zu reduzieren.

Der Reaktor soll nur einmal geladen werden und dann 60 Jahre am Stück laufen – ohne dass Brennmaterial nachgefüllt werden muss. Damit entfallen unsichere Wartungsarbeiten im Reaktorkern und man kann die Anlage komplett unterirdisch bauen.

Das Projekt ist auf vierzig Jahre ausgelegt: Zwanzig Jahre für die Entwicklung und weitere 20 Jahre für den Bau kommerzieller Kraftwerke. Es ist also keine Lösung für morgen.

Aber es zeigt, dass in den USA, in denen die Kernkraft gerade eine Renaissance erlebt, das gemacht wird, was bei uns in Deutschland aus ideologischen Gründen und ökologisch verklärten Scheuklappen nicht geht. Schuld daran sind die Grünen.

Die Probleme der Menschheit kann man nicht dadurch lösen, dass man Kraftwerke außer Betrieb nimmt, Technologien verbietet und sich damit aus dem internationalen Rennen um die Energiehoheit nimmt.

Bill Gates macht das, was bei uns die Staaten tun sollten. Denn so viel privates Kapital ist bei uns gar nicht in Bewegung – ein Geburtsfehler unserer zu konservativen Wirtschafts- und Bildungslandschaft. Ein weiteres Mal zeigt sich, dass die immensen Gewinne der erfolgreichen IT-, und Internetwirtschaft in den USA auch für gesamtgesellschaftliche Zwecke genutzt werden. Ich bin mir sicher, Google wird irgendwann Ähnliches tun.

Niemand garantiert Gates, dass sich seine Investition jemals lohnen wird. Die Hürden für ein Gelingen sind in der Tat hoch, die Technik ist kompliziert. Doch anstatt, wie bei uns, von vorneherein nichts zu tun, weil es ja „schwierig“ ist, wählt er den Weg des Risikos. Und er ist ein Getriebener seiner Vision – etwas bei uns mittlerweile völlig Unbekanntes.

So wird Bill Gates seine Atom-Müllverbrennungsanlage bauen (das Geld dazu hat er ja) – allerdings nicht in Deutschland und wahrscheinlich nicht einmal in Europa. Brasilien, Russland und Indien sind wohl als Standorte im Gespräch. Kein Wunder – dort herrscht Wachstum. Hier herrscht Stagnation.

Einmal mehr haben wir Europäer uns, ohne Not, aus einer technologischen Entwicklung hinausgekegelt – weil die „political correctness“ es so will. Einmal mehr werden andere Nationen von Innovation profitieren. Und während wir Subventions-Milliarden in unzuverlässige Windparks stecken, die unsere Stromnetze überlasten – oder unsinnige uralt-Solarzellen mit Bergen von Steuergeldern schmieren, stehen andere am Anfang eines neuen Weges.

Schön ist der Weg der nuklearen Müllverbrennung gewiss nicht. Aber notwendig. Wir sollten einfach wieder mehr in die Kraft des menschlichen Geistes vertrauen. Und forschen, experimentieren, Neues denken, Neues wagen.

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2 Anmerkung zu “Wie Bill Gates das Atommüll-Problem beseitigen will

  1. Lasthebemagnete

    Der Artikel ist sowas von treffend, besser get es kaum. IN Deutschland wird so viel an Ideen geblockt, auch wirklich gute Sachen. Die USA haben zwar in vielerlei Hinsichtd en SChuss nicht geört aber in dme Punkt machen sie es absolut richtig ! wenn die Idee durchkommt haben die quasi ein absolutes Energiemonopol und die können jeden Anbieter verdrängen !

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