Warum Quelle sterben muss

Es ist ein Teil des Deutschen Dramas von 2009. Das Wirtschaftswunder-Kaufhaus Quelle samt 1200-seitigem Katalog liegt in der Agonie der Finanzkrise und lebt nur noch vom Tropf des Sozial-Staates.

Dabei ist das Sterben von Quelle weitestgehend selbst verschuldet. Viel zu lange hatte man in Fürth auf Altbackenes gesetzt. Konsequent hatte man jahrelang das Internet als „Spielerei“ abgetan und sich geweigert, in die neue Technologie richtig Geld zu investieren.

Nun rächt sich der fränkische Konservatismus, denn Ebay, Amazon und co. jagen Quelle seit Jahren beständig Marktanteile ab. Kein Wunder, Amazon ist modern. Quelle? Eher was für alte Omas.

Die „Deutsche Tragödie“ besteht zum großen Teil in der Nicht-Wahrnehmung der Veränderungen des technischen Umfeldes. Deutsche Unternehmen, auch und gerade im Mittelstand, sind in weiten Teilen informationstechnologiefeindlich und investitionsresistent.

Das gilt nicht nur für den Versandhandel, der die Transformation zur Netzgesellschaft verschlafen hat – andere Branchen werden folgen. Ob wir es wollen oder nicht, das Netz wird unsere Unternehmenslandschaft verändern wie kaum eine Innovation jemals zuvor.

Traurig ist, dass wir mit der zögerlichen Annahme neuer Technologien in Deutschland auch signifikante Marktanteile an amerikanische, technologiefreundliche Unternehmen abgeben müssen. Und das, weil es uns an Innovationskraft und Risikokapitalgeber mangelt.

Wir haben ein Strukturproblem in unseren Unternehmen. Und ein Strukturproblem in der Ausbildung von Unternehmern.

Ich sehe in der gegenwärtigen, rückwärtsgewandten Politik keinerlei Anzeichen für eine tiefgreifende Veränderung in der Bewertung der modernen IT. Im Gegenteil, die CDU scheint gerade dabei zu sein, das Internet für alles Böse in der Welt verantwortlich zu machen. Und so reagiert sie mit dem Reflex des ewig gestrigen: Zensur.

Ein leuchtendes Beispiel für das Totalversagen der deutschen Politik im IT-Bereich ist das Impressumsrecht – die einzig wirklich floriende deutsche Internetindustrie ist die Abmahn-Industrie findiger Rechtsanwälte.

Noch nie hat es eine Zensur geschafft, eine Idee, deren Zeit reif war, zu verhindern. Wenn die deutsche Politik es nicht versteht, konsequent das Umfeld für Innovation in diesem Lande zu verbessern, werden wir noch weiter hinter die USA und Skandinavien zurückfallen.

Leider haben wir zurzeit weder die Infrastruktur zur nachhaltigen Weiterbildung weiter Bevölkerungsschichten, noch haben wir die Bereitschaft zur Investition in solche. Deshalb hat die OECD recht, wenn sie Deutschland als den großen Verlierer der gegenwärtigen Krise sieht.

Beginnend mit Rot-Grün hat Deutschland in entscheidenden Technologiefeldern durch restriktive, unsichere und falsche Gesetzgebung Rückschritte gemacht, deren Korrektur, wenn überhaupt, nur in Jahrzehnten machbar ist.

Andere Länder investieren in die Zukunft, wir investieren immer mehr in die Vergangenheit. Das gilt für Opel genauso wie Arcandor oder die HRE.

Quelle ist nur ein Anfang einer beständigen und nachhaltigen Veränderung unseres Konsumverhaltens. Eine Ikone der Wirtschaftswunderjahre, zu groß, zu langsam, zu selbstgefällig. Deshalb muss Quelle sterben.

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