Rebellion der Lehrer im Ländle

Rektoren in Baden-Württemberg begehren gegen hierarchisches Schulsystem auf

Heute lese ich in der (zugegebenermaßen nicht sehr freundlich gesinnten) Jungen Welt:

Die Leiter von Haupt- und Grundschulen in Baden-Württemberg machen Front gegen das drei­gliedrige Schulsystem. In einem offenen Brief haben knapp 100 Rektoren aus den Landkreisen Ravensburg und Bodensee in scharfen Worten an Kultusminister Helmut Rau (CDU) appelliert, den »überfälligen Wechsel« zu einer Gemeinschaftsschule einzuleiten, in der Kinder über die 4.Klasse hinaus miteinander lernen. Die Landesregierung von CDU und FDP erteilte dem Anliegen in einer ersten Reaktion eine deutliche Absage. Unterstützung erhalten die rebellischen Schulvorsteher derweil von SPD, Grünen und Bildungsexperten.

»Es bleibt beim dreigliedrigen Schulsystem«, ließ Rau am Dienstag ausrichten. Verwundert hätten den Minister der Stil und der Weg der Erklärung, teilte dessen Pressesprecher mit. Auslöser des Brandbriefs war ein von Rau angekündigtes »Fitneßprogramm«, mit welchem die Regierung Qualität und Ansehen der Hauptschulen aufmöbeln will. Die »Reformvorschläge« empfinden die Initiatoren des Schreibens als »Ohrfeige für die bisherige Arbeit der Hauptschullehrer«. Nicht nur würden die propagierten »neuen« Inhalte seit Jahren praktiziert, es werde zudem suggeriert, die nicht vorhandene Akzeptanz der Schulart liege an der »mangelhaften Arbeitsweise« der Lehrkräfte. Deshalb stelle sich die Frage, »ob hier gar eine bewußte Irreführung der Öffentlichkeit beabsichtigt ist«.

Verwundert rieb ich mir die Augen und fragte mich, warum man dieses für unsere Zukunft so wichtige Thema zum Gegenstand parteipolitischen Geplänkels machen muss. Bis mir einleuchtete, dass in Skandinavien, wo das Gemeinschaftsmodell ja längst implementiert ist, Konsensdemokratie herrscht. Anders wäre es auch dort wohl nie so weit gekommen.

Grüne für Atomkraft

Ja, Sie lesen richtig. Allerdings nicht bei uns. Der finnische Ministerpräsident Matti Vanhanen (Zentrum) hat die finnischen Grünen in die Regierung genommen, obwohl er sie zur Mehrheitsbildung im Parlament gar nicht benötigt hätte. Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert: a) auch übergroße Koalitionen werden praktiziert (man stelle sich mal schwarz-rot-gold vor… ) und b) In Finnland wird gerade das fünfte Atomkraftwerk gebaut, das sechste ist in Planung und wird in der neuen Legislatur, mit Regierungsbeteiligung der Grünen, beschlossen. Das ist vom Verhältnis zu den Einwohnern dann so, als ob in Deutschland 100 Atomkraftwerke liefen. Nebenbei werden neue Uranbergwerke erschlossen.

Geht doch, würde ich meinen. Nur nicht bei uns.

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