Nachtflug

20.11.2020

(frei nach Eichendorff)

Ich saß da einsam in der kalten Nacht.

Da hat mich jemand um den Schlaf gebracht.

Meine Seele schwang sich auf

und flog – weit, weit in die Nacht hinaus.

Da fühlte ich – ganz plötzlich

eine warme Hand an meiner Seite.

Und wir flogen zusammen durch die Weite,

tatsächlich.

Flogen weit ins Licht hinein…

Wie schön kann denn die Liebe sein?

Die Kraft, die alles schafft –

Die uns Menschen Hoffnung macht.

Fliegt frei, ihr tausend Seelen,

lasst euch nur nicht länger quälen.

Dank an Dich, Du liebe Nacht,

zum Glück hab ich an Dich gedacht.

Wäre die Liebe nicht mehr

Ach – wie wär das Leben leer.

(note to self: das „jemand“ in der zweiten Zeile ist durch einen Namen zu ersetzen.)

Panta Rhei

Leise schweigend
Schaue ich in die reißenden Wasser.
Malmend schäumend
Lebenswasser
Erdenkraft.
Selbst der stärkste Felsen
Wird irgendwann
Durch die Kraft der Fluten
gebrochen,
Zerteilt in tausende kleinster Teilchen.
Sich ablagernd, senkend
Wird er in den Ozean getragen,
Nur die Goldklumpen bleiben im Fluss zurück.
So offenbart der Stein sein wahrstes Inneres.
Durch Zerstörung
Durch die Lebenskraft.
So sehe ich Menschen gehen.
Lebenskraft zermalmt
Solange bis
Nur der Innerste Kern übrig bleibt.
Samt golden schimmernd im
Abendlicht.
Schön.

 

(Lake Arbor, Maryland, im August 2016)