(M)Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Guten Tag. Mein Name ist Daniel. Meine Freunde nennen mich Dani. Ich bin nur ein bescheidener schwarzer Hund mit einem ziemlich langen Fell und braunen, großen und manchmal etwas traurigen Augen. Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen, so kurz vor Weihnachten. Es geschah also einmal vor ein paar Jahren:

22. Dezember

Ich lag eines Abends auf meinem Platz in der Ecke eines kleinen, dunklen Raumes. Der kalte Wind pfiff durch die Ritzen an den Fenstern des schäbigen Hauses, wirbelte den Dreck vom Fußboden direkt in meine Augen. Heiße Tränen begannen meine lange schwarze Schnauze hinunter zu fließen. Monatelang hatte man mich nicht gewaschen, verfilzt war mein dichtes Fell, juckend der Ausschlag hinter meinen Ohren. Ich mußte mich dauernd mit meinen Scharfen, ungeschnittenen Nägeln kratzen. Schrecklich.

Ob er wohl endlich bald käme? Und mich hinaus ließ in den kleinen, schmutzigen Hof, auf dem endlich der weiße Schnee den Lehmboden ein wenig ansehnlicher machte, den Schlamm verbarg, der sich immer wieder an meinen Tatzen sammelte, verklebte, das Gehen für mich beinahe unmöglich machte, vom Laufen ganz zu schweigen. Eigentlich bin ich ja zum Laufen geboren, müsst ihr wissen, schnell wie der Wind war ich durch die Felder gepfiffen in meiner Jugend, hatte die Freiheit auf dem Lande genossen, auf dem Bauernhof, der früher einmal mein Zuhause gewesen war.

Dann passierte meiner Familie dieser schreckliche Unfall, mein Herrchen kam in dieser kalten Nacht auf spiegelglatter Straße bei einem Autounfall um, mit ihm das Frauchen, das mich so liebevoll gepflegt hatte. So kam ich dann hierher, mitten in die Stadt, in diesen schäbigen Hinterhof, zum Bruder meines Herrchens, einem schrecklichen Menschen, der tagsüber nie da war, mir immer nur übelriechende Reste zum Fressen hinwarf und der nie, aber auch gar nie mit mir Spazieren ging.

Wenn er betrunken war und ich mich trotz allem auf sein Kommen freute und freudig mit dem Schwanz wedelte, da schlug er mich, trat, schrie, schmiß mich in die Ecke, in die ich mich öfters, wimmernd, zurückziehen mußte. Auf die löchrige Decke, die er mir als Schlafplatz hergerichtet hatte.

Fast ein ganzes Jahr ging das jetzt schon so und langsam fühlte ich meine Lebenskraft schwinden, gefangen in der schmutzigen Wohnung, die übel nach Schweiß, Bier und Abfalleimern roch. Nichts mehr hatte ich von meinem freien Leben und traurig waren die zehn Minuten auf dem beengenden Hof, gerade genug Zeit, um meine Durft zu verrichten, bevor dieser verhaßte Mensch wieder mit seiner heiseren Stimme, krächzend schrie: „Hund, rein mit dir, aber sofort, du Köter, hier ist es kalt, mach schon, ich friere“.

Nicht einmal einen Namen hatte er mir gegeben, nie streichelte er mich, nie kam ein freundliches Wort über seine Lippen. Er war einsam, was mich auch nicht wunderte. Wer wollte schon mit so einem Menschen leben? Der sich kaum wusch, stank, trank, schimpfte, einen immerzu verließ, sich um nichts kümmerte, dazu noch fies, gemein und gewalttätig war?

An diesem Abend beschloß ich endlich, dem Ganzen ein Ende zu machen. Eigentlich wollte ich es schon lange tun, hätte es bestimmt auch getan, wäre da nicht Maria gewesen. Maria war krank, sie lag unten im Keller in einer Ecke und konnte kaum mehr gehen. Ihr Bauch war fast zu einem Ball aufgeschwollen. Maria war eine Katze, „halbangora“ nannte sie sich, in ihrer Jugend mußte sie wohl eine ansehnliche Schönheit gewesen sein, als es bessere Zeiten auch in diesem Stadtviertel gab, bevor die Fremden gekommen waren, die Obdachlosen, die Diebe, Betrüger und Drogenhändler.

Ich kümmerte mich um Maria, brachte ihr Essen gab ihr von den spärlichen Resten, die man mir gab. Ein altes weißes löchriges Handtuch, hatte ich ihr die steilen Treppen hinunter geschleift, als wärmenden Schutz gegen die kriechende, feuchte Kälte des muffigen Kellers.

Ich hatte sie auf meiner Suche nach einem Weg raus aus dem Haus gefunden. Ich wollte weg, egal wohin, überall schien es besser zu sein. Mißtrauisch war sie anfangs gewesen, ängstlich. Natürlich trennten uns beide doch Welten von Vorurteilen, so zwischen Katze und Hund. Uns verband aber die mißliche Lage, die Not und die Einsamkeit. So wurden wir doch zu Freunden, ein sicherlich komisches Paar in dem gruseligen Keller, inmitten des heruntergekommenen Viertels der ansonsten so stolzen, reichen und mächtigen Stadt.

Ich konnte Maria nicht verlassen, konnte nicht einfach so weggehen, sie im Dunkel des Kellers verrecken lassen. Sie brauchte zu Essen und der Alte war mal wieder tagelang weg. Auch ich hatte Hunger, aber noch keine Not. Sie aber war sehr schwach geworden, ich sah ihr es an, der Glanz ihrer schönen, vom langen Haar ihres hellbraunen Felles gerahmten grünen Augen wurde von Tag zu Tag schwächer, bald würde des Lebens Licht in ihnen erlöschen, würde ich nicht etwas tun.

So wartete ich auf die Gelegenheit zu flüchten, suchte nach einem Weg, schließlich mußte ihr helfen, Futter holen. Ich grub in den Ecken des Kellers, grub im lehmigen Boden, doch ohne Erfolg. Ich lehnte mich an die hölzerne Luke, die früher für die Kohlen gedacht war, von außen schien sie jedoch abgeschlossen zu sein. Ich kratzte an der Eingangstür zur Wohnung vergebens, schaffte es, die Klinke zu drücken, aber mehr nicht. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Warum konnte er niemals vergessen, die verdammte Tür abzuschließen?

Plötzlich, vielleicht war es Zufall, hörte ich an diesem Abend das Geräusch des sich drehenden Schlüssels im knarrenden Schloß. Erst nach einigen Versuchen schaffte er es die Tür zu entriegeln, kam gerade noch über die Schwelle, bevor er, sturzbetrunken, zusammenbrach. Die Tür stand offen, mein Weg war frei! Schnell sprang ich hinaus in die Kälte, die Freiheit, in die Dunkelheit, die nur durch einzelne Lichter erhellt war. In den Fenstern der besseren Menschen kündigte sich das frohe Fest schon an.

Nun war ich frei, konnte gehen, wohin ich wollte. Weg von hier, weg von ihm, endlich! Jubelnd tat ich die ersten Schritte, sprang los, fetzte um die Ecken der engen Gassen der verlassenen, nächtlichen Stadt.

Halt, Moment, dachte ich, Maria! Du darfst sie nicht vergessen, was wird aus ihr ohne dich? Nein, ich konnte sie nicht holen. Gehen konnte sie nicht, und die Kälte des Winters würde sie umbringen, nein, das war schlichtweg unmöglich.

Also suchte ich Nahrung in den Mülltonnen der Menschen, verdreckte mir die Nase und mein Fell, wurde zwischen den Kartons südlicher Früchte beim Lebensmittelhändler um die Ecke auch fündig. Ich fand Reste von Fleisch, aß etwas davon, gierig, stillte meinen ärgsten Hunger, immer darauf bedacht, auch Maria etwas übrig zu lassen. Ich fand eine Tüte aus Plastik, stopfte schimmliges Brot hinein, stinkende Würste, weiche Tomaten, was ich eben so fand. Schleppte die tropfende Tüte zurück zu der Wohnung, deren Türe immer noch angelehnt war, schlich nach unten in den muffigen Keller und brachte Maria das Essen, so schlecht es auch war. Besser als nichts war es allemal.

Dankend nahm sie es an, sie war noch schwächer geworden konnte sich, kaum bewegen. Was mit ihr los war wußte ich nicht. Sie stöhnte laut, begann dann endlich zu fressen, langsam zunächst, bald aber mit besserem Appetit. Mehr von dem Futter wollte ich holen, Wasser dazu, versprach, wiederzukommen und sprang erneut hinaus in das winterliche Dämmerlicht, geradewegs über den schnarchenden und stinkenden Mann hinweg.

Ich wollte wieder zum Laden, war auch fast da, als sie kamen, im weiß-grünen Wagen, Polizei! Sie schnappten mich, hielten mich fest, suchten nach einer gültigen Steuer-Marke, Adresse, oder so etwas. Sie sahen meine schlimme Verfassung; verdeckt, stinkend, mager und schwach war ich, also luden sie mich ein, nahmen mich mit und brachten in ein Heim voll mit anderen Tieren, ein Tierheim am Rande der Stadt.

Dort wuschen sie mich, kämmten mein Fell, Mann, roch das gut, tröpfelten Medizin in meine brennenden Augen, schmierten Salbe hinter mein juckendes Ohr, schnitten die zu langen Nägel ab. Endlich konnte ich wieder auch ohne den Schmerz gehen. Welch eine Erleichterung, sage ich euch.

Sie legten mich zum Schlafen in einen warmen Käfig aus Stahl, neben die andern. Hartes Schicksal auch da. Schön war es hier, eng zwar, aber liebevoll und warm. So schlief ich ein, glücklich und müde, endlich in Sicherheit, endlich ohne die ständige Angst.

23. Dezember

Viele waren der Menschen, die kamen, um Tiere aus dem Heim zu holen. sie wurden vor der Schwere der Entscheidung gewarnt, der Länge eines Lebens, der Verantwortung, die sie in Zukunft zu tragen hatten, sollten sie sich ein Tier anschaffen.

Auch mich wollte so mancher haben, wahrscheinlich gefiel ihnen mein jetzt glänzendes Fell. Aber ich wollte sie nicht, sah die Unehrlichkeit in ihren Augen. Als Spielzeug enden wollte ich nicht, abgeschoben nach ein paar Wochen, womöglich einsam am Straßenrand zurückgelassen und wieder im Elend. Deshalb zeigte ich Zähne, bellte ganz wild, verjagte die meisten, ließ keinen an mich heran. Der oder die Richtige würde schon kommen, das war mir gewiß, ich müßte nur geduldig warten.

Dann kamen sie tatsächlich, später Mittag mußte es sein, eine Frau und ein Mädchen, irgendwie fand ich sie nett. Die beiden hatten eine gewaltige Ausstrahlung und etwas schien uns zu verbinden, gleich vom ersten Augenblick an. Beide waren sie blond, das Mädchen etwa zehn Jahre alt, die Mutter fünfunddreißig. Gepflegt sahen sie aus, dufteten gut, nein nicht nach Parfüm, das meine ich nicht. Schließlich bin ich ein Hund! Duftexperte sozusagen.

Sie sprachen mich an, ich schnupperte kurz, war mir schon ziemlich sicher und schmiegte mich an das Mädchen an. Nehmt mich doch mit, sagten meine Augen, mit dem süßesten Blick, den ich je beherrschte. Natürlich wirkte es sofort und die Begeisterung war auf allen Seiten groß. Ja, die beiden würden meine neue Familie sein.

Sie nahmen mich also mit. Der Wagen neu war, so ein Kombi, hinten mein Platz, eingerichtet, fertig, nur für mich, so schien es zumindest zu sein. Alles war sauber, die Menschen waren zärtlich, als sie mir ein ganz neues Halsband anlegten, stolz mich an der ledernen Leine führten. Ein Vermögen mußte sie gekostet haben, so edel war sie, so weich und geschmeidig.

Ein Traum war auch das Haus, in das sie mich nun brachten. Es lag nahe der Stadt, im besten Viertel, mit viel Grün drum herum, einem großen gepflegt Garten. Laufen konnte ich hier, endlich. Frei durfte ich sein, mich bewegen, in vielen der Zimmer suchen und finden, zärtlich wurde ich gerufen, mir das Essen bereitet, vom feinsten, natürlich, wie denn auch sonst.

Zweimal am Tage führte man mich Spazieren, immer wieder lange Strecken, zum Entdecken, zum Schnuppern. Zum Laufen war viel Zeit, mal mit der Mutter, dann mit der Tochter. Beide waren wirklich sehr nett. Ich gab ihnen das Gute zurück, tat wie geheißen, bäumte mich nicht. Alles in allem hatte ich ein wunderbares Heim gefunden.

Wären da nicht die Gedanken an Maria gewesen, in dem schäbigen Haus, alleine und hungrig, krank und wahrscheinlich bald tot. ich mußte ihr irgendwie helfen, das war mir klar. Doch wie sollte das gehen, hier lebte ich nun in Frieden, Wohlstand und Reichtum. Ich hatte keinen Grund zum klagen. Wie konnte ich da den Menschen mitteilen, was mich so quälte?

Abends dann gingen wir mit der Tochter in Richtung der Stadt spazieren. Jana war ihr Name. Schnee fiel vom Himmel und färbte die Welt weißlich, säubernd, dämpfte die Stimmen der Menschen, die Laute der Autos, den ewigen Lärm. Jana ließ mich führen. Bestimmt, aber langsam lenkte ich ihren jugendlichen Schritt in Richtung des Viertels, wo Maria gefangen war. Weit war es ja nicht. Da war es, das Haus, das noch vor Tagen mein Gefängnis gewesen war, ein schrecklicher Anblick, darin im Keller meine allerliebste Freundin, die sich sorgte und litt.

Ich zerrte hart an der Leine, zog Jana hin zur Tür, kratzte daran, wollte hinein. Ich ihr zeigen, was sich hinter der blätternden Fassade verbarg. „Was ist denn los mit dir, Dani?“, wunderte sie sich. Da fing an laut ich zu bellen. Vielleicht war er ja da, nüchtern sogar, und würde die verschlossene Tür öffnen und ich konnte in den Keller sausen und Maria holen.

Schließlich öffnete ein fremder Mann die Tür. Schnell drückte ich mich an ihm vorbei in die Wohnung hinein. Die Sachen des Monsters waren weg, und weg war auch er. Vielleicht hatten sie ihn ja endlich ins Gefängnis gesteckt, ja, vielleicht gab es ja doch ein wenig Gerechtigkeit in der Welt.

Ich zog Jana weiter in Richtung des Kellers, die Treppen hinunter, bellte ganz laut und sagte zu Maria: „Ich komme, halt durch“. Ich sah sie ganz hinten in ihrer Ecke schlafen, dämmernd schien ihr Zustand zu sein.

„Oh, eine Katze, das ist also das, was du suchtest“, meinte Jana ganz zärtlich, „meine Güte, die ist ja dick, bekommt die etwa bald Katzenjunge?“

Das war es also gewesen, was Maria so gequält hatte, warum sie sich in der Ecke des Kellers verkrochen hatte! Weil sie kein besseres Zuhause hatte, hatte sie hier Schutz für ihre werdende Familie gesucht. „Warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte ich Maria. Im selben Moment kannte ich die Antwort aber auch schon. Man gab seine Fehler nun mal nicht gerne zu, selbst vor seinen Liebsten Freunden nicht.

„Wem gehört denn die Katze?“, fragte Jana den Fremden, der nichts mit den Tieren am Hut zu haben schien. „Wahrscheinlich dem Säufer, aber der ist ja weg, also jetzt keinem“, sprach er bedenklich, fügte hinzu: „Na, nimm sie doch mit.“

„Ja“, sagte Jana.

„Das werde ich tun.“

Sorgsam nahm sie die Katze in ihre Arme, trug sie behutsam nach oben und wickelte sie in ein wärmendes Tuch ein.

„Dani, du läufst jetzt auch ohne die Leine ganz brav neben mir her, wir nehmen die Katze mit zu uns nach Hause, o.k.?“, sagte sie streng.

Ich antwortete nur mit einem leisen freudigen „wuff“.

Wie glücklich ich war, konnte sie ja nur ahnen. Als hätte ich im Sinn gehabt je etwas anderes zu tun, lief ich neben ihr her. Ich konnte es kaum erwarten, bis wir endlich im feinen Hause ankamen, das jetzt auch Marias Zuhause war, endlich.

Auch sie wurde gewaschen, gefüttert, verpflegt und bekam einen Korb zum Schlafen. In ihm lag ein warmes, feines, wärmendes Tuch, wohlriechend, wie alles in diesem, von liebenden Menschen so sorgsam gepflegten Heim.

Ich legte mich neben den Korb in dem Maria ruhte. Noch war sie zum Reden zu schwach. Hoffentlich würde es ihr morgen besser gehen, wünschte ich mir. Kurz noch öffnete sie ihre grünen Augen und ein tiefer Blick der Dankbarkeit erreichte meine Seele. Da freute ich mich, richtig. Nun war ich zufrieden, schloß meine Augen und schlief ein in der winterlichen Nacht. Ich hatte meine Pflicht getan.

24. Dezember

Das Haus duftete köstlich. Schon den ganzen Morgen hatten Jana und ihre Mutter die Speisen für den Heiligen Abend zubereitet. Noch nie hatte ich jemanden so viel Liebe und Mühe in ein Weihnachtsfest stecken sehen. Trotz alledem hatten sie immer noch genug Zeit für mich und Maria, liebevoll und sorgsam wurden wir gepflegt. Maria ging es schon viel besser. Allerdings wurde sie im Laufe des Tages sehr unruhig, etwas kündigte sich an.

Am Abend war auch der Vater zum Speisen im Kreise seiner Familie gekommen wie es eben Brauch war, am heiligen Abend. Ein gestreßter Mann, in hoher Position, in einer großen Firma. Er sprach nicht viel und etwas schien ihn sehr zu bedrücken. Nach der Bescherung war er schnell weg, streichelte mich kurz, nicht häßlich aber ohne Zuneigung, als wäre ich ihm nicht gut gesinnt, eher schon egal. Irgendwie paßte ein Hund nicht in seine Welt.

Der Abend war schön, Lieder wurden gesungen, der Schnee fiel in den hell erleuchteten Garten, mit Tausenden Lichtern hatten Jana und ihre Mutter die Bäume geschmückt. Schön war es, darunter zu spazieren, der Bauch wohl gefüllt, ohne Angst, ohne Schrecken, die Liebsten wohl wissend in Sicherheit.

Später dann, so gegen elf, hörte ich Maria ein wenig gequält aufschreien, ihre Niederkunft hatte also begonnen. Acht Junge sollte sie gebären, in der Heiligen Nacht. Früh am Weihnachtsmorgen erblickte das letzte von ihnen das Licht dieser Welt. Ich blickte hoffnungsvoll in die Zukunft, ja, es würde ein besseres Leben werde, für uns alle. Das war mein größtes Weihnachtsgeschenk.

25. Dezember

Feierlich war dieser Tag, alle hatten wir lange geschlafen, reichlich gegessen, Maria gesäubert und verpflegt. Friedlich säugend lagen ihre noch so hilflosen, blinden Jungen im Korb. Ich wich kaum von ihrer Seite, abgesehen von den Gängen nach draußen. Aber auch da hatte ich es eilig, wieder zurückzukehren zu ihr, zu meiner Freundin, zu meiner Familie, sozusagen, auch über die Rassengrenzen hinweg.

Etwas eigenartig benahm sich der Vater, ihm schien die Wärme des Zuhauses unwohl zu sein, er war schon den ganzen Nachmittag gereizt und rastlos im Hause umhergerannt, sprach andauernd von irgendwelchen Geschäften, konnte nicht loslassen, nicht Weihnachten feiern, nicht mal eine Sekunde lang.

Abends dann trank er zu viel Wein, wurde recht laut, schrie Janas liebevolle Mutter an, machte ihr Vorwürfe, haltlose, meinte ich. Auch Maria wurde unruhig, und in ihren Augen sah ich die Sorge um ihre Kinder aufkeimen. Zu sehr war sie vom Leben getroffen worden, um an die Herrlichkeit der neuen Welt glauben zu können. Für sie war das Ganze zu neu, zu groß die Veränderung.

„Mach dir keine Sorgen“, sagte ich ihr, „ich bin ja bei dir. Der ist nicht wie der Alte, glaub mir, der wird uns schon nichts tun“, versuchte ich sie in Sicherheit zu wiegen. Einer trugsamen, das wußte ich, dennoch konnte, nein, wollte ich nicht glauben, daß das Böse sich auch in diese, doch so heile Welt hatte einschleichen können. Ich wachte unruhig, neben Maria und ihren Jungen und schlief dann endlich irgendwann ein an diesem Weihnachtstage, in meinem neuen Zuhause, das so plötzlich etwas von seiner idyllischen Sicherheit und Schönheit verloren hatte.

26. Dezember

Am Morgen wachte ich gestört von eigenartigen Geräuschen auf. Sachen wurden bewegt, Türen geöffnet und wieder geschlossen. Ich war irritiert, was oder wer konnte so die Ruhe des Feiertages stören? Jana weinte, das konnte ich hören. Jammernd saß sie in ihrem Zimmer. Leise schlich ich an ihrer Türe vorbei, hinunter in die Küche, wo ihre Eltern sich stritten. Der Vater war böse, gerötet war sein Kopf, „wie kannst du das machen, was aus mir soll werden“, schrie er in die Wärme der Küche, den süßen Geruch des Weihnachtsgebäcks hinein.

Ich bellte leise, machte auf mich aufmerksam, da drehte er sich um nach mir. „Was soll das da mit dem Köter“, schrie er, ließ seine Maske gänzlich fallen, zeigte sein wahres Gesicht. Also doch wieder so einer wie der Alte. Irgendwie hatte ich es ja geahnt. Auch der Glanz des Geldes, der Wohlstand konnte nicht mehr das Wahre verbergen, auch der Glitzer half nichts, wenn die Werte des Menschen nicht echt waren. Janas Mutter hatte das wohl verstanden, ihr war das Fest zu viel geworden, ihres Mannes Trägheit, sein Unvermögen, Wärme zu fühlen oder zu geben. So warf sie ihn hinaus in seine gierige Welt, zu den Seinigen sollte er gehen, sollte anderswo seine schlechten Gefühle verbreiten, die Gier, den Neid und den Haß.

Ich fand gut, was diese Frau tat. Sie rettete sich, ihre Tochter, Maria und mich, bewahrte die Liebe in diesem Haus, schützte die Ihren und schütze ihr Glück. Es erforderte eine Menge Mut, sich vom Bösen zu trennen. Sich zu entscheiden, für das Gute und für sich selbst.

Seit diesem Tage herrscht Frieden in meinem Leben, Harmonie, Liebe und Glück. Marias Kinder haben alle ein gutes Zuhause gefunden, Maria, Jana, ihre Mutter und ich sind dicke Freunde geworden. Unser Leben ist schön, nicht immer ganz einfach, auch nicht mehr vom Reichtum geprägt, aber gefüllt mit Wärme, Verantwortungsbewußtsein, Zuwendung, Liebe und Zärtlichkeit.

Und das ist mein Anliegen, mit dieser Geschichte. Egal, ob Hund oder Katze, Tier oder Mensch, Mann oder Frau, Kind oder Erwachsener; stellt euch dem Leben, zeigt euren Mut, verteidigt eure Werte, glaubt an die Liebe und gebet niemals auf. Und ihr werdet belohnt mit dem schönsten Geschenk, das man sich je wünschen kann: einem glücklichen, langen und zufriedenen Leben. Und mit viel Liebe dazu.

Alles gute wünscht euch

Euer Dani, wuff!

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