Diaphragma

seltsame Wahrnehmung heute
bei Sonnenschein und leichten Wolken
vor dem Gewitter mit dem Dauerblitzen

legte sich eine neue Ebene
zwischen mich und die Welt
wie eine Folie, wie ein Schutz

ich drang nicht mehr durch zur Welt
und sie nicht zu mir
und, oh, Wunder: ich spürte Befreiung!

Ich bin in der Welt aber nicht mehr ganz
Ich berühre Dinge aber nicht wirklich
Ich sehe, fühle und denke anders.

Es ist als ob ich bei mir wäre
nicht in mir, neben mir statt eins
Ich bin eher mit mir.

Sie atmet, diese Folie. Und dämpft zugleich
– die Schrille der Welt weicht der Einsamkeit.
Es legt sich um meine Seele
die erleichternde Bewußtwerdung der Endlichkeit

wie eine Mahnung zur Distanz,
als Aufruf zur Suche und Findung
des mir, und nur mir, Wahren,

zugleich gewinne ich Kraft
indem das Durchsickern von Gedanken
nach außen verhindert wird,
Komprimierung, Verdichtung ermöglicht.

Und ich fühle Sicherheit
durch meine neue Schicht
die mich von der Welt und ihren Menschen
wohltuend trennt.

Denn:
Die Möglichkeit, in der Welt
über die Welt zu denken,
bedarf der Trennung.

Seltsame Wahrnehmung heute,
bei Sonnenschein und leichten Wolken
vor dem Gewitter mit dem Dauerblitzen.

(22.5.2011)

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