19.12.13 Donnerstag, 3.30 Uhr Ich gehe in den Weinbergen mit den Hunden, plötzlich strömt ein warmer Wind den Berg herunter. Ein warmer Wind bei minus drei Grad?, dachte ich. Er riecht nach etwas, was ich noch nie gerochen habe. Erde, Sand, Zitronenduft, eine Brise Mandelblüte. Es ist Winter, ich verstehe nicht. Ich gehe seit Jahrzehnten diesen Weg, jede Nacht – und niemals zuvor habe ich diesen Wind gerochen. Ein neuer Wind, ein neuer Duft, ein Geruch so fremd, so neu, so aufregend. Ich fühle mich erinnert – an Erinnerungen jenseits meines verdorrten Bewusstseins. Ich fühle mich überrascht. Ich fühle mich glücklich! Schließlich hatte ich kurz vor Weihnachten, mitte vierzig, in einer Dezembernacht mit leichtem Nachtfrost, nichts Neues erwartet. Wie ich meinem Leben nichts mehr erwartet habe. Und plötzlich weht dieser leise, kurze Windstoß meine Lethargie davon, plötzlich sind wieder Optionen erkennbar, plötzlich entsteht in mir etwas Hoffnung! Er hat mich ver-rückt, verschoben, deplatziert. Ein Hauch von Zedernholz, Meer und würzige Süße war in diesem seltsamen, magischen Wind. Ein Hauch von Mutter-Erde. Ein Hauch von Liebe. Es war ein Wind wie Du, Unbekannte.