Vom rechten Schläger bedroht

Kaum ist es ein paar Tage her, als ich über die notwendige Renaissance des gesellschaftlichen Anstands in diesem Blog schrieb – schon hatte ich die Gelegenheit, genau diesen Anstand am eigenen Leib zu erfahren.

Heute Abend kam ich von der S-Bahn und wollte nur kurz zum Briefkasten, als ich eine Frau schreien hörte. Etwa einhundert Meter vom Bahnhof entfernt bedrohte ein offensichtlich betrunkener Mann eine Frau und ein etwa vierjähriges Mädchen. Ich lief hin und fragte, was denn los sei. Der Mann, ein Glatze, deutscher, vermutlich Ostdeutscher, zirka 35 Jahre alt, ganz passend im Lonsdale-Shirt, der „eine Auseinandersetzung“ hatte, griff nun mich an, bis er den jetzt doch schon relativ großen Hund an der Leine bemerkte.

Die Frau und das Mädchen kauerten sich an uns. Ein weiterer Mann kam hinzu – ein etwas älterer Herr, wohl türkischer Herkunft. Er lenkte den Schläger von mir ab, so dass die Frau und das Mädchen flüchten konnten. Das wiederum versetzte den Rechten erst recht in Rage – nun bedrohte er mich erneut. Schließlich griff ich zum Handy und rief die Polizei. Als der Schläger das realisierte flüchtete er in ein Haus in der Nähe. Die Frau und das Mädchen stiegen in den nun heranfahrenden Bus und fuhren davon.

Als die Polizei endlich kam, war der ganze Spuk schon wieder vorbei.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Während des ganzen Vorfalls standen an der Haltestelle mindestens zehn Menschen. Keiner griff ein. Niemand half der Frau, schlimmer noch: NIEMAND HALF EINEM VIERJÄHRIGEN KIND!!!

Weiterhin lungerten, wie immer, die üblichen türkischen und arabischen Jugendlichen am Bahnhof herum. Und wo waren sie jetzt, diese Maulhelden, als es wirklich mal galt, eine Ehre, eine Frau und ein Kind zu verteidigen? Nirgends, diese Feiglinge und Waschlappen. Immer die große Fresse haben. Und wenn’s gilt, seinen Mann zu stehen, verkriechen sie sich in ihren Löchern. Pfui.

Ich hoffe, dass die Frau nicht zu dem Schläger zurückkehrt – vor allem des Kindes wegen. Ich habe Anzeige gegen den Täter erstattet und hoffe, dass der Staat die Verhältnisse der Kleinen überprüft. Mehr kann ich nicht tun, aber auch das war mehr als von den anderen. „Es ist schon frustrierend manchmal“, meinte der Polizeibeamte als ich ihm die Sachlage schilderte.

Und noch etwas zeigt dieser Vorfall – Anstand hat nichts, aber auch gar nichts mit Herkunft zu tun. Was in solchen Situationen zählt, ist der Charakter, wie der ältere Herr zeigte. Angst, fragen Sie? Nein, ich habe keine Angst mehr. Nicht vor Zivilcourage. Und ich lasse mir, zumindest in meiner eigenen Umgebung nicht alles und jenes gefallen.

Wie gesagt – die Kehrseite der Freiheit ist nicht die Gleichgültigkeit. Es ist die Verantwortung, die wir alle wahrnehmen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.