Top 25 Web-Menschen

Hier mal etwas für alle „Wir sind doch die besten hier-Mantra-Beter“ (z.B. Herr Frankenberg und  Co.) und an alle Vertreter des Trauerkapitels „deutsche Begabtenförderung“. Wo, bitte schön, auf dieser Liste sind wir? Richtig. Nicht vorhanden. Warum?

Business Week hat die 25 einflussreichsten Menschen des Web gelistet.  Diese Menschen haben zum Web, wie es heute aussieht, maßgeblich beigetragen. Ob das die führenden Communities, Browser, Blogs, Computerhersteller oder Suchmaschinen sind – ohne sie wäre das Web nicht was es heute ist.

Marc Andreessen; Ning, Netscape
Michael Arrington; TechCrunch
Mitchell Baker; Mozilla
Marc Benioff; Oracle, Salesforce
Tim Berners-Lee; Erfinder des Web, W3C
Jeff Bezos; Amazon
Sergey Brin und Larry Page; Google
Reid Hoffman; LinkedIn
Steve Jobs; Apple, Pixar, Walt Disney
Max Levchin; PayPal, Slide;
Marissa Mayer; Google
Michael Moritz; Sequoia Capital,
Rupert Murdoch; News Corp, MySpace, Dow Jones , WSJ
Tim O’Reilly; O’Reilly Media
Ray Ozzie; Microsoft, Live
Kevin Rose; Digg, Pownce
Philip Rosedale; Second Life
Peter Thiel; PayPal, Clarium Capital Management,
Jimmy Wales; Wikimedia, Wikia, Wikipedia
Margaret Whitman; eBay
Evan Williams; Blogger, Twitter
Dave Winer; RSS
Jerry Yang; Yahoo!
Mark Zuckerberg; Facebook

http://images.businessweek.com/ss/07/09/0924_25webinfluencers/index_01.htm

Ich sage ihnen, warum. Wir haben weder die Bildungs- noch die Finanzierungs-Strukturen, um auf dieser Liste in den nächsten 20 Jahren mitspielen zu können. Unsere Universitäten sind voll mit infantilen Besserwissern (ich meine die Studenten, wohlgemerkt!) und das System trainiert auf Mittelmaß und Anpassung. Wir haben hunderttausende Studenten, deren größter Lebenstraum es ist, Krawattenträger in einer AG zu werden. Dienstwagen vor Innovation. Karrierekriechen vor Unternehmertum. Traurig, aber wahr.

Als ich in 1994 an der Wirtschaftsoberschule meine erste Web-Suchmaschine in Perl programmierte, haben sie mich ausgelacht und Word-Kurse abgehalten. Als ich zusammen mit Kommilitonen 1998 ein soziales Netzwerk für Studenten an der Uni Hohenheim programmiert habe, wollten es die Studenten nicht haben, den Professoren war es schlichtweg egal. Und heute kriechen sie alle zu Facebook und dessen schlechten Holtzbrink-Klon.

Es liegt nicht an den Ressourcen – die waren und sind alle da: Das Wissen, die Technik, die Freiheit. Sogar die Lehrer, vereinzelt. Was fehlt, ist a) der Mut, Neues zu wagen und b) Geld, es auch tun zu können. Und daran wird sich so lange nichts ändern, wie Betonköpfe a la Frankenberg oder, noch schlimmer, Schavan das Sagen haben.

Und wo sind sie denn, die hochgelobten Stipendiaten? Die Preisträger der diversen Establishment-Wettbewerbe? Richtig. Nie wieder etwas gehört. Schöne Idee, Businessplan vom Prof. gemacht, Preis gewonnen. Und danach verschwunden, im Dienstwagen oder der Business-Lounge, auf nimmer wiedersehen.

Es ist die Deutsche Krankheit, Innovationen zu beerdigen, bevor sie auf dem Markt jemals eine Chance haben. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass die USA sich sehr viel schneller aus der Krise befreien wird – dort wird Kreativität belohnt. Und nicht ausgelacht.

Aber das hier ist ein politisches Blog. Und daher hier ein politischer Vorschlag:

  • Das Land BW legt einen Innovationsfonds „Web3.0“ auf, aus dem junge, frische Ideen aus den Universitäten ohne weitere Konditionen gefördert werden. Stichwort: Risikokapital.
  • Keine blöden Wettbewerbe mit Ministergeschwafel, keine Auswahlverfahren. Echte Finanzierungsrunden mit Startsummen im 100.000er Bereich. Keine Kredite, keine Zinsen. Förderung gegen Anteil!
  • Keine Wertung durch Abhängigkeitsverhältnisse (also z.B. Professoren), sondern nur! durch Leute aus der Branche.
  • Keine Sanktionierung beim Scheitern und keine persönliche Haftung.

Erst dann, wenn in die Köpfe reingeht, dass Investitionen in Unternehmen für alle Seiten Gewinne bringen – und, dass nicht der Einzelfall, sondern die Masse der Unternehmen die Wirtschaft ist – erst dann wird sich hierzulande eine neue Unternehmerkultur bilden können.

Die besten Ideen kommen niemals von den Konformisten – das ist es, was das  Land erst mal lernen muss. Wir brauchen mehr Herzblut im Denken und mehr (Achtung: engl.) passion im Handeln.

PS. Ich arbeite gerade an einer Streaming-Radio-Video-Chat-Plattform für den Nahen Osten. Und die wird garantiert von keiner deutschen Institution unterstützt, solange ich daran beteiligt bin. Mir reicht’s. Sorry.

UPDATE (14.5.) Genau so einen Blahfasel-Quatsch meine ich:

do it.newsletter vom 14.5.09
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Der wöchentliche Infodienst der MFG…

[…] wie aus einer spannenden Geschäftsidee in kurzer Zeit ein erfolgreiches Unternehmen entstehen kann, zeigt unser aktuelles Feature am Beispiel der ***** GmbH. Auf dem Heidelberger Innovationsforum stellte das junge Unternehmen im letzten Jahr erfolgreich seine onlinebasierte Eventmanagement-Lösung vor, knüpfte viele neue Kontakte und erzielte hohe Aufmerksamkeit.

Wetten, dass Sie in einem Jahr nie wieder etwas von denen hören? Die MFG verteilt übrigens IHRE Steuergelder.

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