1.3.1.1 Dante

„Ecce deus fortior me; veniens dominabitur mihi“ Siehe ein Gott, stärker denn ich; er kommt und wird über mich herrschen (Vita Nova – Kap.2)

Dante Alighieri, geboren 1265 in Florenz; gestorben 1321 in Ravenna, war italienischer Dichter, Politiker und Philosoph. Berühmt geworden ist er durch die Werke Die Göttliche Komödie (Commedia Divina), Das Neue Leben (Vita nova) und sein politisch-philosophisches Werk Die Monarchie (Monarchia).

Die Monarchie ist eine politische Abhandlung, die die göttliche Bestimmung des römischen Kaisertums zur Weltherrschaft und dessen Unabhängigkeit in weltlichen Dingen von der auf Geistliches zu beschränkenden Herrschaft des Papstes beweisen will. Die Monarchia ist das staatstheoretische Hauptwerk Dantes, das eventuell nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. (ca. 1316) verfasst worden ist. 

Dante verfasste die Monarchia nach aristotelischen Gesichtspunkten und wandte sich mit dem Inhalt gegen den päpstlichen Herrschaftsanspruch. Kernpunkt ist Dantes Ansicht, dass der Kaiser die Weltherrschaft ausüben müsse, damit die göttliche Ordnung verwirklicht werden kann.  Oft als Anachronismus betrachtet, reflektierte das Werk doch die spätmittelalterlichen Vorstellungen von der Allmacht des Imperiums.

Nach dem Vorbild des Aristoteles beschreibt er, dass alle Menschen von Natur aus nach Wissen streben. Dieses Wissen, das wir uns aneignen sollen, wurde uns von den Vorfahren zur Verfügung gestellt. Wir sind durch ihre Arbeit bereichert worden und das gleiche gilt es für uns zu tun. Wir müssen für die Nachwelt arbeiten, sonst versäumt man seine Pflicht. Es nützt aber nichts, altes wiederholt neu aufzuzeichnen, das wäre verschwendete Zeit, sondern man muss neues herausfinden und erforschen. Dante argumentiert also geschichtlich. Genau so wie wir es in diesem Buch tun ;-)

Dante will in seinem Werk die Wahrheit enthüllen und zwar die Wahrheit der zeitlichen, weltlichen Monarchie, denn diese wurde noch zu wenig erforscht. Er meint, dass es nützlich ist, für langfristige Erfolge zu arbeiten, die allerdings kurzfristig keinen Gewinn erzielen. Alles was jenseits der Zeit ist, gehört nicht zur weltlichen Monarchie, z.B. Gott und Seelen gehören zum Jenseits. Daraus ergeben sich folgende Fragen:

• Ist die Monarchie für das Wohl der Welt notwendig?
• Hängt die Autorität des Monarchen unmittelbar von Gott ab?
• Hat das Volk ein Recht dauf das Amt des Monarchen?

Dante geht es um die Erkenntnis, dass es Dinge gibt, die man nicht beeinflussen kann, welche nicht unserer Macht unterliegen, wie z.B. die Mathematik, die Physik und die Methaphysik. Diese Dinge kann man nur beobachten.

Jedoch braucht jeder in seinem eigenen Nutzen die Dinge, die man beeinflussen kann. Aristoteles wirft da die Frage auf: „Wie sollen wir handeln?“ Bei Dante gibt die Bibel als Autorität Antworten auf die Frage, was gut und was schlecht ist.

Grundlegend aber sagt Dante, sei die Tätigkeit alleine das Ziel der menschlichen Gattung. Die Voraussetzung für die Verwirklichung dieses Ziels ist der Frieden.

Dante beschreibt die Gewährleistung des Friedens durch weltliche Politik anhand der Römer. Er kommt zum Schluss, dass eine Weltregierung die beste Möglichkeit sei, die Konflikte zwischen den Völkern zu überwinden. Diesen Gedanken nehmen wir doch gerne mit! Nach Dante braucht es gemeinsame Normen zur Friedenssicherung. Diese münden letztendlich in einer Weltgesellschaft mit einer Weltregierung, also einer den Staaten übergeordeten Macht die den Frieden sichert.

Dante liefert uns also die Idee eines internationalen Regimes und der Weltgesellschaft. Und das beachtlicherweise im Jahre 1316!

Dann aber zu einem ganz anderen Text:

La Comedia, ca. 1307-1320, dt. Die Göttliche Komödie (eigentlich nur „Die Komödie“ – das Beiwort „göttliche“ = „divina“ hat nach Dantes Tod sein Bewunderer Giovanni Boccaccio eingeführt) ist Dantes bekanntestes Werk. Das Beiwort „göttlich“ bedeutet fantastisch, hervorragend, prächtig, es hängt nicht mit dem Inhalt des Buches zusammen.  

Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen schildert die Komödie in der Ichform eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt: Durch die Hölle (Inferno), die als ein gewaltiger unterirdischer Trichter bis zum Mittelpunkt der kugelförmig vorgestellten Erde reicht und in ihren in neun Höllenkreise unterteilten Strafbezirken der Aufenthaltsort derer ist, die für ihre Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt sind.

Die Reise geht weiter zum Läuterungsberg (Purgatorio, eigentlich „Fegefeuer“), vorgestellt als ein am westlichen Pol der Erde aus dem Ozean aufragender Berg, auf dem die Seelen derer, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen konnten, auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke zu dem auf dem Gipfel des Berges gelegenen irdischen Paradies aufsteigen.

Dante erreicht schließlich das Paradies (Paradiso) mit seinen neun Himmelssphären, über denen im Empyreum die Geretteten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen. Geführt wird der Jenseitsbesucher Dante auf dieser Reise von verschiedenen Jenseitsführern: Durch Hölle und Läuterungsberg zunächst von dem antiken Dichter Vergil, ab dem irdischen Paradies durch die Seele seiner verstorbenen Geliebten Beatrice und später dann von einem Heiligen.

Apropos Beatrice: Diese hat es anscheinend wirklich gegeben und wird in Dantes Jugendwerk beschrieben:

Vita nuova entstand zwischen 1292 und 1295 und gibt sich als autobiographische, aus dem „Buch der Erinnerung“ gleichsam abgeschriebene Erzählung von den inneren Wandlungen, die der Erzähler in der Folge seiner ersten kindlichen Begegnung mit der von ihm seither über den Tod hinaus verehrten Beatrice durchlebte. Dante schildert seine Liebe zu Beatrice mit Traumgesichten, Ohnmachten und Bekehrungserlebnissen. Beatrice wir zur engelsähnlichen Gestalt überhöht. Dante verwendet dabei christliche Elemente in Bezug auf seine eigene Biographie an. Später wird uns auch bei Rousseau mit seinen Confessiones eine ähnliche Schrift begegnen.

Der geneigte Leser mag sich wundern, warum ich gerade Dante zum Beginn der Neuzeit anfüge, stellt er doch in weiten Teilen noch das mittelalterliche Denken dar. Das ist richtig. Seine Argumentation ist rein ontologisch, sein Machtverständnis ist monarchistisch. Aber: Es ist keinesfalls so, dass mit dem Beginn der Neuzeit automatisch auch demokratische Elemente eingeführt worden wären. Eher das Gegenteil ist bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert der Fall – als der Absolutismus zu seiner krassesten Ausformung gelangte.

Doch zurück zu Dante: Es gibt gute Gründe, ihn an dieser Stelle zu erwähnen. Erstens liefert er uns eine komplette Beschreibung des Spätmittelalterlichen Denkens, zweitens führt er in narrativer, erzählender Weise das Beschreiben eines Staatswesens ein – auch später wird uns diese Art der Beschreibung wieder begegnen, sei es bei Thomas Hobbes’ Leviathan oder bei Thomas Morus‘ Utopia. Also liefert Dante uns eine neue Kategorie – die literarische Beschreibung eines Staatswesens. Weiterhin sehen wir bei Dante ein Machtkonzept. Schließlich war er aktiver Politiker in Florenz, bishin zu den höchsten Staatsämtern. Da politische Wissenschaft auch immer politische Praxis bedeutet, sehen wir in Dantes Monarchia den Stand der Dinge im 14. Jahrhundert aus der Sicht eines Praktikers.

Dante liefert uns also philosophisch nichts neues, er war zu seiner Zeit auch eher ein Konservativer, etwas rückständiger Denker, aber er liefert uns neue Methoden zur Behandlung des schwierigen Themas Staat.

Wir lernen: Politik ist immer auch politische Praxis – rein theoretische Modelle sind für die Staatsbildung notwendig, aber nicht hinreichend. Das ist Dantes politische Message für unsere Zeit. Seine Literatur ist zeitlos und seine Liebeserklärung an Beatrice Weltklasse.

Quelle für diesen Teil : http://de.wikisource.org/wiki/Monarchia_%28Erstes_Buch%29

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