1.3.1 Die Renaissance

Leonardo da Vinci, Dame mit Hermelin (wikipedia.de)Das französische Wort Renaissance bedeutet Wiedergeburt. Bezogen auf auf seinen Ursprung bedeutet der Begriff die „kulturelle Wiedergeburt der Antike“. Im weiteren Sinne meint Renaissance daher die Wiedergeburt des klassischen Altertums in seinem Einfluss auf die Wissenschaft, die Literatur, die Gesellschaft, das Leben der vornehmen Kreise und die Entwicklung der Menschen zu individueller Freiheit im Gegensatz zum Ständewesen des Mittelalters. Im engeren Sinne versteht man unter der Renaissance eine kunstgeschichtliche Epoche.

Die Renaissance erstreckte sich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert und begann im Italien des späten Mittelalters. Von dort breitete sie sich über das restliche Europa aus. Eine genaue Einordnung gestaltet sich schwierig, da sich die Geisteshaltung der Renaissance auf verschiedenen Gebieten der Geisteswissenschaften und der Kunst zu unterschiedlichen Zeiten durchsetzt.

Das Wissen und die Ideen der Antike, die im Europa des Mittelalters vergessen wurden, waren in Klosterbibliotheken im arabischen Kulturkreis und Byzanz bewahrt worden. Wissenschaftler wie Gianfrancesco Poggio Bracciolini oder Niccolo Niccoli durchsuchten die Bibliotheken nach Werken klassischer Autoren wie Platon, Cicero und Vitruv. Außerdem wurde während der fortschreitenden Reconquista auf der Iberischen Halbinsel eine Vielzahl von Werken griechischer und arabischer Autoren erobert. Alleine die Bibliothek von Cordoba soll 400.000 Bücher umfasst haben.

Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt des antiken Geistes. Der Humanismus ist die wesentliche Geistesbewegung der Zeit. Vorreiter waren italienische Dichter des 14. Jahrhunderts wie Francesco Petrarca, der durch seine ausgiebige Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie außerhalb eines religiösen Zusammenhangs – als Selbstzweck – befürwortete. Das theozentrische Weltbild des Mittelalters wurde abgelöst durch eine stärker anthropozentrische Sicht der Dinge.

Der Niedergang des Byzantinischen Reichs nach dem Vierten Kreuzzug bis Eroberung Konstantinopels durch die Türken führte auch dazu, dass griechischen Gelehrte nach Italien kamen, die das Wissen über die Kultur der griechischen Antike mitbrachten, welches im Byzantinischen Reich nach dem Untergang Westroms nahezu 1000 Jahre lang konserviert worden war. Bereits einige Jahre vor dem Ende des Oströmischen, also Byzantinischen (griechischen) Reiches war der Italiener Giovanni Aurispa nach Konstantinopel gegangen und hatte 1423 von dort über 200 Codizes mit Texten antiker profaner Literatur nach Italien gebracht.

In der Literatur leiten im 14. Jahrhundert Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ (La Divina Commedia, 1307-21), Francesco Petrarcas Briefe, Traktate und Gedichte und Giovanni Boccaccios Il Decamerone (1353) das Zeitalter der Renaissance ein. Graf Baldassare Castiglione beschreibt in Il Cortegiano (1528) den Idealtypus eines Renaissancemenschen.

Ökonomisch kam es in der Renaissance zur Durchbrechung des mittelalterlichen Zinsverbots und zur Abschaffung der mittelalterlichen Brakteatenwährung. Dies ermöglichte einerseits den Aufstieg der frühneuzeitlichen Bankhäuser wie die der Fugger oder der Medici, andererseits bedeutete das für viele – insbesondere für die Landbevölkerung – einen beträchtlichen sozialen Abstieg. Die sich daraus ergebenden sozialen Spannungen entluden sich u. a. durch die Bauernkriege.

Die Einführung der Doppelten Buchführung in Konten (Doppik) erlaubte eine sehr viel stärkere Kontrolle des Erfolges wirtschaftlicher Unternehmungen. Auch dies trug wesentlich zum Aufstieg der Medici und Fugger bei.

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